Leider hatten wir kurz nach dem Start einen Ausfall zu beklagen. Der Banestomann
musste wegen Muskelbeschwerden das Rennen vorzeitig aufgeben. Seine Laune war
demenstprechend-........
Obwohl er in den kommenden Tagen immer wieder versuchte
in Tritt zu kommen, war es ihm leider nicht vergönnt eine der folgenden Etappen
zu beenden. Als Ausgleich übte er sich am Steuer seines Silberpfeiles im
Motorsport, im Sinne des alpinen Universalsportes. Ein kleiner Trost.
Das nun zusammengeschrumpfte Fahrerfeld begann mit dem Aufstieg des Stilfser
Jochs. An der Seite von unserem El Capitan fuhr der Gastfahrer in den Farben des
RTC- Rödelheim. Unser Bianchifahrer blieb seinem Motto treu- rüber kommen.
Entgegen dem gestrigen Etappenverlauf sollte der Kapitän heute nicht alleine die
Passspitze erreichen. Dafür war der Kamilloman viel zu sehr erzürnt. Zum einen
wegen der vorangegangenen Etappe und wegen der doch deutlichen Rötung,
verursacht durch die "überraschende" Höhensonne.
Auf jeden Fall war er stark motiviert. Die Haut wurde mit Langarmtrickot und Strümpfen, hochgezogen bis zur
Hälfte der Wadeln, vor der Sonne zu schützen versucht. Sicherlich zum Gespött
der Italiener- egal.
Im Verlauf des Anstieges gaben die Nummerierungen der Serpentinen Anlaß darüber zu grübeln, wie das denn zu verstehen sei.
Meint das von A über B nach C oder nur eine Seite des Passes- von A nach B bzw. von unten
nach oben?
Es war die letztgenannte Variante.
Ist ja eigentlich auch egal ob man nun um die 20 oder knapp 50 Serpentinen bei fester Kilometerzahl und
gleichbleibenden Höhenmetern zu absolvieren hat. "Aber im Anstieg hat man ja
außer dem Atmen, Trinken und gelegentlich ein wenig Essen und dem Fahren
natürlich nicht wirklich viel zu tun, so dass man leicht dazu geneigt ist solch
Überlegungen anzustellen.
" Die Wahrheit ist, es hat verdammt noch mal gut weh
getan. Ich hatte große Angst davor wieder nur das Hinterrad von unserem Jabben
zu sehen. Zum Glück ritt ihn gestern schon das Teufelchen und ich schonte mich
ein wenig. So war denn meine Wenigkeit alles in allem gut gerüstet für die
heutige Etappe.
Den Paß erklommen wir in trauter Zweisamkeit. Prad liegt 946m
über 0. Das Stilfser Joch ist 2757m über 0 gelegen. Kilometerangaben...........
Die erhabene Aussicht gönnten wir uns nicht, sondern bereiteten uns gleich auf
die Abfahrt vor. Auf dem Weg nach Bormio fanden wir wieder zusammen.
Unser nächstes Ziel war der Gavia- Paß. Wegen Schneefall wurde uns die Weiterfahrt
versperrt. Aber in der darauffolgenden Woche am Gardasee sollte sich eine Gruppe
aus drei Fahrradidioten bilden, die dieses Projekt und noch mehr in Angriff
nehmen sollte.
Die Alpen, es geht weiter. Wir fuhren von Bormio auf einer schnellen Straße nach
Sondalo und drüber hinaus. Zu unseren Linken, weit über uns, thronte der Passo
di Mortirolo,- morte.
Kartenmaterial hat die Anwandlung entweder den benötigten
Ausschnitt nicht zu enthalten oder aber vorübergehend nicht auffindbar zu sein.
Wir fuhren also im Blindflug dieses Tal entlang um dann über Apricia (1.176m)
Edolo zu erreichen (706m). Während dem Anstieg nach Apricia tauchte Timon in
einem der Begleitfahrzeuge auf und versorgte uns mit feisten Kaltgetränken, so
wie im Fernsehen. Die Abfahrt war leider kurz aber schön schnell.
Edolo war nach ca. 130km unser Etappenziel und Ort des Ruhetages.
Der Campingplatzleiter oder auch Inhaber, wie auch immer, war begeistert. Eine
Gruppe junger Leute überqueren mit dem Rennrad die Alpen und sind auf dem Weg
zum Lago di Garda. "Der italienische Traum?"
Ganz hin und weg war er, als Nico
mit seinem celeste- grünen Bianchi einfuhr. Kurz nach unserer Ankunft sollten
wir erfahren, wie schnell das Wetter umschlagen kann. Vorher noch sonnig,
strahlend heiß, danach Wolkenbruch mit Gewitter und ein wenig Hagel. Während dem
Anstieg nach Apricia bekamen wir die im Gestein und Asphalt gespeicherte
Sonnenenergie in Form von brutal heißer Abwärme zu spüren. Seit dem weiß ich,
was unter dem Ausdruck "Abseiern" zu verstehen ist. Anstatt den Regenerguss
abzuwarten, begannen wir beinahe panisch unsere Zelte aufzubauen. Dabei
übersahen wir den sich uns bietenden angenehmen Rasen auf der einen Seite der
geparkten Autos. Wir versuchten uns auf der anderen Seite. Dort war der Boden
sehr hart. Dank des von unseren Nachbarn geliehenen Hammers, war es uns möglich
die Heringe mehr schlecht als recht zu platzieren. Die Welt gehört den
Verpeilern.
Am späten Abend regnete es noch mehr. Den nächsten Morgen begannen
wir, dem harten Boden sei Dank, in einer Pfütze. Die Nahrungsaufnahme viel wie
immer gering aus. Dabei trifft das aufgesuchte Restaurant keine Schuld. Der
Magen wollte einfach nicht so, -Kampf.
Unseren Ruhetag verbrachten wir aber im
Sinne der Feistigkeit. Wozu hat man Autos? Genau, der Grill war mit dabei.
Desweiteren wurden Thunfisch- und Mozarella- Rucolasandwitches verputzt. Es
hätte noch mehr sein müssen aber auch Essen kann anstrengend sein.
Während wir ruhten nutzten unsere Begleiter, Ronny und Timon, die Zeit um selbst
ein wenig Rad zu fahren. Zwischendurch regnete es immer mal wieder. Dies wurde
Ronny zum Verhängnis. Sein Drang nach Geschwindigkeit war größer als es die
Straßenverhältnisse zuließen. "Wenn die Auto halt so langsam fahren". Zum Glück
ist er mit Schürfwunden davon gekommen.
Der Campingplatz in Edolo ist nur zu empfehlen. Er ist am Hang gelegen, mitten
im Grünen, mit einem Radsportbegeisterten Campingwart.
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