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GAP Classics Mountainbike-Marathon

2. Juni 2002



- Teil 2 -

Bei der Anfahrt zur zweiten Runde durchs Tal schliesse ich zur Gambrinus Abteilung aus Lausanne auf. Wir sind uns einig, dass das eigentlich eine sehr schöne Runde war. Wieso fahren wir die jetzt eigentlich noch 'mal...?!
Es ist kurz vor elf Uhr, die Temperatur beträgt jetzt am Vormittag schon über 28 Grad Celsius im Schatten und in der Sonne ist es noch heisser, bestimmt bis zu 32 Grad! Wir ballern durchs Tal, ziehen dabei noch einige andere Fahrer mit.
Gleich am ersten langen Anstieg verliere ich unseren Schweizer Wiegetritt-Meister aus den Augen. Einige andere Teilnehmer, die im Tal noch am Hinterrad gelutscht haben, starten kurze Attacken, allesamt gefolgt von einem grossen "Knall" und einem Stehversuch. Die Einschläge der Explosionen kommen gefährlich nahe. Diesmal zieht sich der Uphill zum Hausberg, also wieder versuchen den Rhythmus zu finden, mit einsetzendem Tunnelblick im kleinsten Gang bergauf. Warten auf Tony R.'s Hammermann!? Doch die Taktik, es langsam angehen zu lassen, scheint aufzugehen.
Am Anfang der Skipiste sehe ich am oberen Ende Stepi und Alex, die sich sogleich zusammen mit der restlichen schiebenden Meute, gespannt einem lauten 'krüüh-krüüh-krüüh' lauschend, umdrehen. Ein Bergwachtelmännchen fällt vor Lachen fast aus seinem Auto und belehrt mich, das werde wohl der Warnruf des hiesigen Flussregenpfeifers sein. Ah, noch ein Vogelfreund!
Bei der Verpflegung an der Trögelnhütte nehme ich nur schnell etwas Banane und Riegel mit, irgendwie hat das Zeug heute morgen noch besser geschmeckt. Den nachfolgenden Downhill fahre ich schon wie mechanisch, langsam kommt der Endorphin-Teufel, na also, der Lohn aller Anstrengung. Macht high, aber keinen Schädel und kostet nix. Am flachen Anstieg im Tal sehe ich dann die anderen, nur 300 Meter vor mir, aber der Abstand will einfach nicht kleiner werden.
Nach dem Gegenverkehr wieder alleine auf der steilen Rampe. Originalszenen aus den Tour-Videos von 2001 rasen durch meinen Brägen. Wie sagte Toni R. zu Freund Klaus A. und Carsten M. auf die Frage, wie man das Bergfahren trainiere? "Jo, do musch' am Berg trainieren!". Es ist jetzt 12:30 Uhr und hat fast 30°C im Schatten, Gehirngoulasch vom Feinsten. Axel ferngesteuert, yes, jetzt bin ich voll in ‚der Zone' , ein geiles Gefühl! Der nächste Downhill in Richtung letzter Verpflegung, an der es nur für einen Becher Wasser über den bräsigen Bränki Dingsbums reicht.
Stepi und ich hängen uns an einen (am genetischen Sprachfehler deutlich erkennbaren) Vorderpfälzer, wir ziehen uns gegenseitig durch das kurze Flachstück zum letzten Anstieg. An dem ist die grosse Schlussattacke geplant. Und tatsächlich, da geht noch einer! Da der Kopf sowieso schon seit längerem Sendepause hat, werden die Beine noch zu einer ordentlichen Ballerei vergattert.
Der letzte Downhill hat es dann wieder in sich, aber aus der ersten Runde sind mir die gefährlichen Stellen entweder noch bekannt, ob der anhaltenden Nullnummer meiner Gehirnströme inzwischen egal oder einfach beides. Am Stadion gebe ich auch den zweiten Versuch, den Schanzenhügel im Sturm zu nehmen, in der ersten Hälfte auf. Die Bergabpassage Richtung Stadion fahre ich mit einem breiten Grinsen, und ohne wirklich viel davon mitzubekommen geht's durch das Ziel.

Nach 6 Stunden, 36 Minuten und 19 Sekunden, 3246 Höhenmetern immerhin als 219ter von 400 Teilnehmern gefahren, Stepi kommt nach seinem Husarenritt über den Todeshügel direkt nach mir ins Ziel, Alex liegt 12 Plätze davor.
In meiner Begeisterung nehme ich einige Kaltgetränke zu mir, hauche halluzinierend meiner Göttergattin ein "'Hach, mir fällt so vieles ein, wenn ich in Ihre Augen schaue, Frau Reichsmarschall" ins Ohr - entschuldige mich kurz, breche grusslos vor dem Steppenwolf-Zelt auf dem Festivalgelände zusammen und muss einfach nur an die diesen Moment genau treffende Aussage eines ernsthaften britischen Musikers denken: "YEAH B***!!! What did you do today?"



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